Sexuelle Revolution Wechseljahre? Über Höhepunkte in der Lebensmitte.
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Sexualität im Wechsel - ein Thema, vor dem sich viele Frauen sorgen. Primär wohl auch deshalb, weil dazu nur wenig aufgeklärt wird. Beides, weibliche Sexualität und Wechseljahre, sind noch immer Tabuthemen. Besonders in Kombination will niemand so recht darüber sprechen. Schade, finden wir. Denn beides ist das natürlichste der Welt.
Sexualität bleibt im Wandel.
Eine Frage, die viele im Bezug auf den Wechsel beschäftigt, ist: "Geht die Lust jetzt flöten?" Eine kurze und knackige Antwort dazu gibt es leider nicht. Vor allem keine allgemeingültige. Sexualität bleibt einfach immer im Wandel. Egal ob in Partnerschaft oder als Single, mit mehr Erfahrung und körperlichen Veränderungen, wechseln eben automatisch auch die Bedürfnisse.
Was passiert während den Wechseljahren?
Mit den zahlreichen Umstellungen, die der Körper über einige Jahre des Wechsels hinweg durchläuft, verändert sich häufig auch die Libido. Da nicht jede Phase der anderen gleicht, können auch die Bedürfnisse nach körperlicher Nähe (jeglicher) Art je nach Phase unterschiedlich ausfallen. Das ist nicht unbedingt etwas Neues. Viele Frauen haben in den Jahren zuvor bereits je nach Zyklusphase solche Veränderungen wahrgenommen. In den Wechseljahren werden die Bedürfnisse nach Nähe oder Abstand häufig noch verstärkt. Manche Frauen empfinden plötzlich viel mehr Lust als zuvor, andere ertragen kaum eine Berührung. Wie immer ist die Lust hier auch sehr vom Kopf abhängig, heißt von der Psyche beeinflusst.
Über weitere körperliche Umstellungen, wie vaginale Trockenheit, haben wir hier bereits geschrieben.
Was bedeutet "gut"?
Die Art und Weise, wie diese Umstellungen empfunden werden und wie damit, insbesondere in einer Partnerschaft, umgegangen wird, ist schließlich das eigentlich ausschlaggebenede. Gute Kommunikation und Rücksicht auf die Bedürfnisse des anderen, sind wie immer das A und O. Was genau schon als "Sex" gilt und, wann er denn gut ist - hier scheiden sich meist die Geister. Letztlich bleibt es eine sehr individuelle und intime Sache. Bleibt man "in tune", im Fluss, mit den eigenen Bedürfnissen und akzeptiert die Veränderungen, hat man den Grundbaustein für wirklich guten Sex schon einmal gelegt.
Was außerdem wichtig ist
Sollten die Veränderungen im Wechsel als negativ empfunden werden, gibt es ein breites Angebot an Unterstützung. Hilfreich können beispielsweise gezieltes Beckenbodentraining, gute Sexualhberatung oder auch Phytohormone, die das allgemeine Wohlbefinden fördern, sein. Zum Glück gibt es zudem immer mehr geschulte Gynäkolog:innen, TCM-Expert:innen und viele weitere, die sich auf die (Sexualität in den) Wechseljahren spezialisiert haben. Wichtig ist, dass individuell auf die Situation eingegangen wird.
"Ich bin eine reife Frau, ich hab' was zu erzählen und zu vermitteln. Und vor allem habe ich nicht vor, zu vertrocknen, bis mein Leben vorbei ist." Nina Petri in Wechseljahre: ich dachte, ich krieg' das nicht
Warum der Sex mit dem Alter immer besser wird
Das Bild der prüden, "trockenen" alten Frau, sollte man lieber ganz schnell aus dem Kopf streichen. Hört man sich nämlich an, was Frauen von ihrer Lebensmitte, den Wechseljahren und der Zeit danach berichten, so sind es zu einem großen Teil auch sehr positive Berichte. Viele können ihre Sexualität nun so befreit eben, wie nie. Laut Studien haben Frauen ab 40 sogar den besten Sex ihres Lebens.
Interessant: Bei einer Befragung von 2.600 Frauen, gaben 86% der Frauen ab 36 an, in den letzten 4 Wochen guten Sex gehabt zu haben. Wogegen nur 56% der jüngsten Altersgruppe dieser Aussage zustimmten. Auch beim Wohlfühlfaktor punkteten die Frauen ab 36, 8 von 10 gaben an, sich attraktiv zu fühlen. In einer weiteren Studie, kam das Durchschnittsalter für den besten Sex des Lebens bei Frauen auf 46 Jahre.
Darum kann Frau sich auf körperliche Zärtlichkeiten in der Lebensmitte freuen:
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Hormone bringen neuen Schwung
Laut Wechseljahre-Expertin Dr. Sheila de Liz, wird im Wechsel die innere Lucy Liu in 3 Engel für Charlie aktiv. Damit meint sie den Überschuss an Testosteron, der bereits im Wechsel auftreten kann und ab der Menopause bleibt. Das Testosteron ist ein Grund dafür, warum Frauen sich durch die Wechseljahre befreit fühlen. Sie agieren in ihrer Sexualität plötzlich eher "wie ein Mann". Oder zumindest so, wie es Männern zugeschrieben wird. Die Lust steigt, sie fühlen sich freier, es braucht weniger Vorspiel.
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Freie Liebe
Dazu kommt ein gestiegenes Selbstbewusstsein und eine lockere Umgangsweise. Während man in den 20ern noch herausfinden musste, wer man überhaupt ist und, was man will, weiß man dies in der Lebensmitte meist sehr genau. Offene Kommunikation ist leichter, man kann über vieles lachen. Man konnte genug Erfahrung sammeln, hatte inzwischen (meistens) mehrere Partner. Mit steigendem Alter und dem gleichen Partner fallen zudem die Tabus viel eher. Man muss sich gegenseitig und auch sich selbst nichts mehr beweisen.
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Kinder oder keine Kinder? Gibt's nicht mehr.
Mit Mitte 40 ist für die allermeisten die Familienplanung bereits abgeschlossen, die Kinder wahrscheinlich sogar schon aus dem Haus. Ab der Menopause, ist die Sorge um die Verhütung zusätzlich passé. Der freien Liebe kann also wirklich nichts mehr im Wege stehen.