Novemberwaldsalat - Nährstoffe für die Schönheit im Wechsel
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Heute war echtes Hundewetter: Die Temperatur nur ein paar Grad über Null, Nebel, Regen und Wind. Aber als verantwortungsbewusste Hundehalterin beiße ich in den sauren Apfel; außerdem ist so ein Waldspaziergang das beste Mittel, um bei stundenlanger Schreibtischarbeit zwischendurch den Rücken zu lockern.
Die Lederschuhe gut gefettet, eine Regenüberhose über die kuschlige Flanell-Trainingshose gezogen, Regenschirm UND Regenjacke, falls der Wind zu stark wird für den Schirm, bin ich mit zusammengebissenen Zähnen tapfer losgestapft. Erst nach einer halben Stunde war ich halbwegs warmgegangen. Ich hab mir noch immer ein bisschen leidgetan, dass ich bei diesem Wetter draußen rumrennen muss. Der ganze Matsch und die fallenden Blätter frustrieren mich, es will mir einfach nicht gelingen, das herbstliche Sterben und Vergehen als Teil des ewigen Zyklus‘ zu begrüßen und den Herbst, wie Frühling und Sommer zu genießen.
Der Wald war voller Farbkleckse
Und dann ist mir richtig warm geworden. Ich hab meine Regenjacke ausgezogen und mich über den Schirm gefreut, denn es hat ja immer noch geregnet. Das Gehen wurde plötzlich leicht, und sogar meine Finger waren warm. Und endlich sind mir auch die Augen aufgegangen, und mir wurde klar, dass es hier überhaupt nicht grauslich war: Das Laub war in den letzten Tagen eimerweise zu Boden gefallen, und die Bäume hatten die meisten Blätter schon verloren; aber einiges war schon noch oben, sodass der Wald voller oranger, pinker und knallgelber Farbkleckse war, die vor all dem düsteren Grau nur umso sonniger geleuchtet haben. Meine düstere Stimmung war wie weggeblasen und meine Wahrnehmung erwacht.
Herunten am Boden waren nicht nur haufenweise Pilze in den seltsamsten Formen zu sehen, sondern auch reichlich grüner Unterwuchs. Da ist mein Blick auf einen Flecken junger, zartgrün gefleckter Blätter gefallen: Lungenkraut, auch als „Hänsel und Gretel“ bekannt, wegen der rosaroten und violetten Blüten. Normalerweise sammelt man die ganz jungen Blätter im Frühling, aber auch im Herbst treiben sie neu aus und sind zart genug, um gegessen zu werden.
Behaarte Pflanzen sind ein Booster für die Schönheit im Wechsel
Das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) gehört nämlich – wie der Borretsch – zu den Raublattgewächsen (Boraginaceae) und seine dichte, feinborstige Blattbehaarung macht diesem Namen alle Ehre. Wenn sie noch weich sind und fein geschnitten werden, stört das aber nicht, und man kann sie roh in den Salat mischen.
Wenn Pflanzen behaart sind, ist das ein Zeichen für einen hohen Kieselsäure-Gehalt. Kieselsäure macht das Lungenkraut zu einem guten Haut- und Blutreinigungsmittel, denn sie fördert die Reinigungsleistung der Niere. Auch Hirse und Gerste sind reich an Kieselsäure. In Kombination mit Lungenkraut oder anderen kieselsäurereichen Kräutern erhält man einen wahren Kieselsäure-Booster, der – mehrmals im Monat genossen – auch ein Schönheits-Booster sein kann, denn Kieselsäure sorgt für straffes, elastisches Gewebe im ganzen Körper und für gesunde Nägel und Haare.
Noch ein Charakteristikum für das Lungenkraut sind seine Pflanzenschleime. Was nicht besonders appetitlich klingt, ist eine Lieblingsmahlzeit für unsere Schleimhäute: Wasserlösliche Schleimstoffe wirken lokal (also an den Schleimhäuten, mit denen sie in Kontakt kommen) erweichend, reizlindernd und einhüllend. Oral wirken sie – z.B. als Tee – reizlindernd bei Husten und Heiserkeit, sie legen sich wie ein feuchtigkeitsbindender Schutzfilm über die Schleimhaut.
Lungenkraut, Löwenzahn und Wiesengeranie für den perfekten Novemberwaldsalat
Das Lungenkraut ist reich an Mineralstoffen, weiters enthält es wundheilendes Allantoin und auch der Vitamin C-Gehalt ist nicht zu verachten.
Um die Nährstoffe zu schonen, kocht man das Lungenkraut besser nicht mit, sondern mischt es kleingeschnippelt ins fertige Essen. Zur Blütezeit kann man die Blüten mitessen, sie sind auch eine schöne Deko zum Drüberstreuen.
Ich habe zwei Handvoll gesammelt und in die Kapuze gesteckt – woanders hätte ich sie nicht ohne Druck untergebracht. Beflügelt von meinem Fund habe ich daheim noch eine Runde durch den nasskalten Garten gemacht und jungen Löwenzahn der Herbstgeneration gefunden, etwas Spitzwegerich, die allgegenwärtige Wiesengeranie und im Gemüsebeet noch üppig wuchernde Senf-Rauke (Rucola). Im Kühlschrank hat sich nur noch ein kleiner Rest eines Salatkopfes versteckt, aber mit den Wildkräutern und gewürfelten Roten Rüben und Äpfeln ist ein köstlicher, bunter Herbstsalat daraus geworden. Und wieder einmal war ich dankbar, dass in meinem Leben Platz für einen Hund ist, sonst hätte es heute ganz bestimmt keinen Novemberwaldsalat gegeben.
Schaut beim nächsten Spaziergang näher hin - vielleicht entdeckt ihr auch einige Wildkräuter.
Eure Gerit
Dr. Schreibers® Klimawechselbotschafterin
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Bildquellen:
Marina Vuturo
Photo by Christine Siracusa on Unsplash