Mit der richtigen Ernährung zum Basenausgleich - Interview mit Sylvia Brunner
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© Titelbild Sylvia Brunner
Sylvia Brunner machte mit Anfang 30 einen Kurswechsel aus ihrem Beruf in der pharmazeutischen Industrie und begann eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin, später kam noch eine Ausbildung zur TCM-Ernährungsberaterin und schließlich der Wildkräuterpädagogin hinzu. Heute bietet sie spannende Kurse rund um Ernährung und Bewegung an (auch online). Mehr zu Sylvia erfahren und ihre Kurse direkt buchen könnt ihr hier: https://www.sylviabrunner.at
Wir haben mit ihr über ihre persönlichen Erfahrungen im Wechsel und die passende Ernährung gesprochen.
Wenn du darüber erzählen magst - Bist du selbst schon im Wechsel und wenn ja, wie nimmst du diese Zeit wahr? Wie gehst du damit um?
Ja, ich bin im Wechsel. Ich habe vor sehr vielen Jahren gelernt, dass man in Japan vor den älteren Menschen irrsinnig viel Respekt hat. Vor allem im Vergleich zu Europa. In Japan ist auch diese Wechsel Thematik gar nicht vorhanden. Das wird sicherlich auch dadurch gefördert, dass sie so viele Soja-Produkte essen und so gut wie keine Milch trinken. In Sojaprodukten steckt schließlich so viel pflanzliches Östrogen. Man geht außerdem davon aus, dass einem in Japan gesellschaftlich nicht so eingeredet wird, dass die Wechseljahre ein Problem sind. Das fand ich faszinierend. Mit dieser Einstellung lebe ich seither und bin damit auch in die Wechseljahre gegangen.
Ich glaube, dass die persönliche Einstellung, sowie die Ernährung, worauf ich später noch zu sprechen komme, viel im Wechsel helfen kann.
Von den Symptomen her, habe ich hin und wieder Hitzewallungen gehabt, aber meistens nur kurz und das ist jetzt auch schon wieder eine zeitlang vorbei. Generell habe ich wirklich wenig Wechsel-Symptomatiken, wie z.B. Schlafstörungen oder leichte Reizbarkeit. Sicherlich hat das aber auch damit zu tun, dass mein Beruf nicht so stressig ist. Wenn du eher entspannt bist, bist du sicher schwieriger gereizt, als wenn du pubertierende Teenager zu Hause und einen 40h Job hast und einen Mann, der nix mithilft.
Was sich sonst bei mir verändert hat, ist so ein bisschen die sexuelle Lust. Ich bin aber gerade frisch verliebt und da ist das dann wieder völlig egal. Ich denke, wenn man keinen Partner hat, ist es auch nicht so relevant. Schwierig ist es eher, wenn man in einer langjährigen Beziehung ist. Das ist etwas, das ich auch von Männern in ihren 50ern gehört habe. Die erleben keinen Wechsel in diesem Sinne und haben natürlich weiterhin Lust, während ihre Frau eben viel weniger Lust empfindet. Das kann eine Partnerschaft schon belasten.
Was die Ernährung betrifft - ich esse wenig Fleisch und viel Sojaprodukte und habe, wie gesagt, kaum bis keine der Wechsel-Symptome. Ich hab’ also bis jetzt auf jeder Ebene Glück.
Du bist ausgebildete TCM-Ernährungsberaterin und Yoga-Lehrerin. Was genau ist eigentlich TCM? Gibt es spezielle Methoden der TCM, die im Wechsel gut unterstützen können?
Die TCM, also traditionelle chinesische Medizin, ist bereits tausende Jahre alt und bringt daher einen unglaublichen Erfahrungsschatz mit sich. In der Ernährung nach der TCM geht es sehr viel um die Thermik der Nahrung.
Eines der Hauptsymptome im Wechsel sind ja die Hitzewallungen und wenn man weiß, dass bestimmte Lebensmittel erhitzend wirken und andere kühlend, kann man dieses Wissen positiv für sich nutzen. Man sollte also bspw. eher auf scharfe Curries oder Gulasch verzichten, da diese Gerichte sehr erhitzend wirken. Auch Ingwertee, Knoblauch, Zwiebel, viel Pfeffer, Zimt, Alkohol, insbesondere Rotwein, ist alles sehr ungünstig, wenn man in den Wechseljahren ist.
Außerdem spielt das YIN YANG Zeichen eine wichtige Rolle. Das YIN steht für die weibliche Kraft, Yang für die männliche. Im Physischen steht das YIN für die guten Körpersäfte Blut, Lymphen und Knochen, Sehnen und Muskeln. Das YANG steht für die Energie, also das nicht Sichtbare. In der TCM sagt man, dass eine Frau, wenn sie in den Wechsel kommt, auch in einen natürlichen YIN-Mangel kommt. Im jungen Erwachsenenleben werden immer YIN und YANG verbraucht. Eine junge Frau hat ihre monatliche Blutung und verbraucht natürlich auch Energie. Wenn man älter wird, hat man meistens auch davon weniger.
Wenn Frauen in den Wechsel kommen, entsteht ein natürlicher YIN-Mangel, also ein natürlicher Blutmangel. Eine Frau sollte aber am besten schon in jungen Jahren auf das YIN achten.
Es gibt Nahrungsmittel, die das YIN wieder aufbauen:
- Knollensellerie
- Zucchini
- Birne
- grünes Blattgemüse und rote Beeren sind sehr blutaufbauend
Im Wechsel kommt es durch die hormonellen Schwankungen häufig auch zu einer Übersäuerung des Körpers. Wie kann man das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen wiederherstellen?
Im Wechsel kommt es natürlicherweise zu einer Übersäuerung. Über die Menstruation wird natürlich auch entgiftet, Schlacken werden abtransportiert. Wenn diese ausbleibt, findet die Entgiftung eher über die Haut statt, wodurch es auch zu den Hitzewallungen kommt.
Um hier vorzubeugen, ist eine basische Ernährung wichtig.
Was sind basische Lebensmittel?
- Obst
- Gemüse
- Pilze
- Nüsse
- Sprossen
- Kerne & Samen
Wenn man z.B. einen Basenfastenkurs macht, ernährt man sich zumindest überwiegend nur von diesen Lebensmitteln. Das kann häufig auch zu einem Gewichtsverlust beitragen.
Man muss sich aber im Wechsel natürlich nicht nur basisch ernähren, um diesen Ausgleich zu erreichen, es reicht, wenn man die schlechten Säurebildner weitestgehend reduziert. Auf einige lässt sich natürlich leichter verzichten als auf andere, das muss letztlich jede Frau für sich individuell entscheiden. Eine Reduktion von bspw. Fleisch kann aber schon helfen. Gemüse sollte außerdem der Hauptakteur in der Mahlzeit sein.
Was sind saure Lebensmittel?
- Alkohol
- Fleisch
- Fertigprodukte
- Zucker
- Limonaden
Du hast vor kurzem auch einen “Basenfasten”-Kurs angeboten, was kann man sich darunter vorstellen?
Basenfasten heißt, dass man auf alle säurebildenden Lebensmittel verzichtet. Bei den Säurebildnern unterscheidet man zwischen den guten und den schlechten Säurebildnern. Die guten sind z.B. Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, Kichererbsen, etc.), Fisch, Milchprodukte und Getreide. Das sind wertvolle Lebensmittel, die aber auch Säure bilden. Wenn man Basen fastet, verzichtet man auch auf diese.
Wie schaut so ein Kurs aus, bzw. lange kann man das machen?
In meinem letzten Kurs gab es die erste Woche basenreiche Ernährung, also 80% basisch, 20% gute Säurebildner, dann gab es zwei Wochen reines Basenfasten und in der vierten Woche wieder die basenreiche Ernährung. Vom Zeitraum her sind zwei Wochen schon gut, manche machen aber auch nur eine Woche. Es gibt auch TeilnehmerInnen, die sagen, sie hängen noch eine dritte Woche ran, aber dann reicht es. So eine Kur kann man 2-3x im Jahr machen. Aber auch das gestaltet sich alles individuell.
Wenn man ohne Anleitung basenfastet, kann es aber auch zu Mangeln, v.a. von Eiweiß kommen und dadurch vielleicht auch Muskelmasse verloren geht oder man sich müde fühlt. Das sollte natürlich nicht passieren.
Also sollte man so eine Basenfasten-Kur eher unter Anleitung machen?
Ja, eigentlich schon. Wenn man so eine Kur schon mal gemacht hat und noch Rezepte hat, weiß, worauf man achten muss usw., dann kann man das natürlich auch alleine für sich machen.
Was ganz wichtig in Kombination vom Basenfasten ist, sind Entspannungsübungen, ich habe in meinem Kurs dazu extra spezielle Tipps gegeben, und die Bewegung an der frischen Luft. Es geht beim Basenfasten nämlich nicht nur um die Ernährung, sondern auch um Entspannung. Denn Stress ist ein Faktor, der sehr stark zu einer Übersäuerung beiträgt.
Kannst du ein spezielles Rezept empfehlen?
Ja klar! Quinoa-Salat mit Süßkartoffeln und Spinat. Das habe ich mir erst gestern gemacht, weil ich es so liebe. Es ist ein super Essen, weil Quinoa und Spinat so viele Proteine haben und dann gebe ich noch Pinienkerne dazu, die ebenso sehr proteinreich sind und dann die Süßkartoffel. Es schmeckt nicht nur irrsinnig gut, sondern macht auch sehr satt und ist ideal für eine basenreiche Ernährung.
Was würdest du Frauen im Wechsel sonst empfehlen?
Ich kann nur das empfehlen, was mir so unendlich guttut. Das nicht nur im Wechsel, sondern immer schon. Ich bin extrem viel an der frischen Luft, morgen mache ich z.B. eine Skitour, im Sommer gehe ich viel Mountainbiken.
Gerade bei Symptomen wie Gereiztheit oder Schlafproblemen, ist Bewegung wahnsinnig wichtig. Vor allem die Bewegung in der Natur hilft ungemein - nicht umsonst gibt es das Waldbaden, übrigens auch ein Trend aus Japan. Der Wald schafft einfach direkt einen Ausgleich, es beruhigt das sympathische Nervensystem. Die Bewegung, der Sport ist zudem gut, weil es die Knochen stärkt. Im Wechsel beginnt schließlich auch die Thematik mit der Osteoporose.
Also Bewegung in der freien Natur ist meine Empfehlung. Und wenn es nur Walken oder Spazierengehen ist.