Mann ärgere dich nicht! Männer im Klimawechsel
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Heutzutage genießt man ja ein Höchstmaß an Freiheit. Es gibt Schönheitschirurgen für die eine oder andere Falte, Tätowierer für diverse Körperkünste, nicht zu vergessen die Möglichkeit sich scheiden zu lassen und doch bleibt dem Menschen die Erkenntnis nicht erspart, dass er älter wird und sich der Körper verändert! Während sich Frauen zumindest über den Klimawechsel austauschen, ist bei den Männern ein Schweigen meist die Antwort, obwohl diese genauso einen Wandel in der Lebensmitte durchleben.
Der Begriff der Midlife-Crisis ist das Aushängeschild für die Lebenskrise zwischen dem 45 und 55 Lebensjahr geworden. Stereotypisch denkt man dabei eher an den senilen alten Greis, der sich nicht nur einen neuen Sportwagen, sondern auch eine deutlich jüngere Partnerin zulegt. Ein Klischee, das sein Ablaufdatum erreicht hat und heutzutage keine Beständigkeit mehr hat. Der Mann sowie die Frau in der klassischen existentiellen Lebenskrise sind eine Seltenheit geworden, jedoch gibt es sie noch, die Veränderungen in der Lebensmitte. Jedoch in anderen Formen.
Wir haben mit einem Mann darüber gesprochen, was es heutzutage heißt in der „Midlife-Crises“ zu sein:
Ivica, du bist 47. Muss man sich Sorgen machen, wenn man sich langsam der Fünfziger Grenze nähert? Welche Veränderungen spürst du oder hast du gespürt?
Ich finde nicht. Die größten Veränderungen, die ich gespürt habe, waren Kreuzschmerzen und das wechselhafte Wetter, aber wenn man akzeptiert, dass man älter wird sind das Symptome, die ganz normal sind. Man ist einfach keine 20 mehr, arbeitet aber genauso viel wie früher und das hinterlässt einfach Spuren. Aber recht große Veränderungen habe ich nicht gemerkt. Ganz im Gegenteil, ich habe für mich mein persönliches „Wundermittel“ gefunden, das meine Beschwerden lindert und das nennt sich „Bewegung“, in Form von Wandern und Bergsteigen.
Wenn die Kinder mal raus aus dem Haus sind, kümmert man sich dann mehr um sich selbst und seine Partnerschaft? Verbringt man dann mehr Zeit miteinander?
Auf jeden Fall! Als die Kinder wegen dem Studium ausgezogen sind, haben wir gemerkt, dass wir uns brauchen. Diese Erkenntnis war vorher nicht wirklich da. Erst wenn das Haus sich leert, merkt man wie wichtig es ist jemanden an seiner Seite zu haben. Meine Frau und ich haben dann angefangen alles gemeinsam zu machen. Jetzt verbringen wir viel mehr Zeit miteinander und uns ist nie langweilig; wichtig ist sich, miteinander zu befassen, glaube ich.
Hast du in dieser Zeit auch besonders über deine Zukunft nachgedacht? Du hast ja mehr als 25 Arbeitsjahre hinter dir, und doch stehen dir fast genauso viele Jahre Arbeit vor dir: Hinterfragt man da das System, wenn die Kinder mal groß sind und man sich denkt: Wozu soll ich noch so viel arbeiten?
Der Sinn für mich ist zu arbeiten, um Geld zu verdienen damit man sich das leisten kann, was man in seiner Freizeit mit seiner Partnerin machen will. Außerdem, wenn ich weiterhin so viel Leistung erbringen kann wie mit meinen 30, dann heißt das, dass ich kerngesund bin. (lacht) Wenn die Kinder weg sind, hat man mehr Freizeit und man macht mehr mit seiner Partnerin: Wir gehen gern essen, wandern und machen Kurzausflüge in die Berge. Dafür braucht es allerdings Geld und dafür arbeite ich gern. Der Sinn des Lebens basiert auf meiner Einstellung und die ist über die Jahre gleich geblieben: Arbeiten, um sich was leisten zu können, und um so seine Freizeit optimal zu verbringen.
Hast du dir in dem Lebenswandel neue Ziele gesetzt, wie „Ich will einen Marathon laufen“ oder „Ich will einen Berg erklimmen“?
Viele Menschen machen das und ja viele denken über ihr Leben nach in dieser Zeit und setzen sich daher auch neue Ziele. Ich habe mir auch eins gesetzt: Mein Ziel ist es den Jakobsweg von Frankreich nach Spanien zu gehen.
Da das Wort Partnerin schon gefallen ist: Was denkst du über die Wechseljahre bei Frauen? Glaubst du, dass Frauen stärker von Veränderungen in der Lebensmitte betroffen sind als Männer?
Ja sowieso, da ich den weiblichen Organismus auch als komplexer empfinde, zumindest sind die Veränderungen tiefgreifender.
Kann man als Mann seine Partnerin unterstützen?
Auf jeden Fall. Wichtig ist die gegenseitige Unterstützung der Partner. Das kann auf verschiedene Weise passieren. Der Partnerin ist glaub ich schon geholfen, wenn man sich als Mann schon bewusst mit dem Thema Wechseljahre auseinandersetzt, sich Informationen einholt, sei dies beim Arzt oder in Büchern. Was ich als besonders wichtig empfinde, ist Verständnis! Das bedeutet vor allem auch die Veränderungen nicht als abstoßend zu empfinden, sondern sie als eine natürliche Veränderung zu sehen. Damit man die Zeit gemeinsam übersteht, so muss man bereit sein offen darüber zu reden.
Wie zeigt sich der Lebenswandel beim Mann? Wenn man merkt, dass man körperlich nicht mehr so fit ist, was kann man dagegen tun?
Meist in körperlicher und nostalgischer Form. Sich an seine Vergangenheit zu erinnern ist ja sehr schön, aber man sollte nicht in ihr verweilen, auch wenn der Lebenswandel dazu einlädt. Man muss nach vorne sehen und sich Ziele setzen. Ich habe das sehr früh erkannt und meine Partnerin auch. Wir haben gemeinsame Hobbys entwickelt und gehen wandern. Und umso mehr ich wandere, umso fitter bin ich. Früher, so vor 5 Jahren, habe ich das nicht gemacht und da habe ich mich auch nicht körperlich gut gefühlt. Am Sonntag habe ich schon den Montag gehasst, da ich mich antriebslos fühlte, aber jetzt ist es umgekehrt. Heute freue ich mich auf den Montag, weil ich das folgende Wochenende wieder etwas machen kann. Früher habe ich auch gleich nach dem Essen geschlafen, jetzt gehe ich raus. Ich habe also schon Veränderungen durchgemacht, aber sehr Positive.
Ab wann hast du gemerkt, so jetzt muss ich etwas für mich tun, auf meine Gesundheit achten, damit ich fit bleibe?
Schon mit 28, weil ich damals einen Bandscheibenvorfall hatte; aber da habe ich noch nicht erkannt, dass Bewegung und Sport sehr wichtig sind; nicht nur für die körperliche sondern auch für die innerliche Balance. Klar gibt es Grenzen. Ich bin keine 25 mehr und kann manche Sachen nicht mehr machen. Aber moderater Sport ist in Ordnung und das habe ich vor 2 Jahren, mit meinen 45 erkannt. Da habe ich wirklich etwas geändert und auch abgenommen, weil es meinem Körper gut tat! Meine Partnerin war auch immer an meiner Seite und hat mich unterstützt, da sie selber viel Freude an Bewegung hat. Wir haben uns ein gemeinsames Hobby gesucht. Ich habe sie am Abend immer von der Arbeit abgeholt und wir sind zu Fuß nach Hause gegangen. Plötzlich wurden dann aus dem 20 Minuten Fußweg, 2 Stunden. So hat das Ganze angefangen. Jetzt träume ich davon die größten Berge zu besteigen. Der größte Erfolg war bis jetzt den Großen Pyhrgas zu besteigen.
Weitere persönliche Geschichten und Erfahrungen findet ihr hier im Blog:
Gemeinsam Türen öffnen für einen Wechsel