Für eine gesunde Brust - discovering hands® ertasten Veränderungen im Brustgewebe
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Die Brust ist jener Teil unseres Körpers, der für unser weibliches Selbstverständnis und das Selbstwertgefühl oftmals eine wichtige Rolle spielt. Deswegen sollten wir uns über unsere Brustgesundheit Gedanken machen. In Österreich erkrankt ca. jede 8. Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, jährlich werden ungefähr 5.800 Neuerkrankungen diagnostiziert. Ab 40, aber spätestens im Wechsel sollte jede Frau regelmäßig zur Vorsorge-Untersuchung gehen.
Es gibt eine gute Nachricht
Je früher Veränderungen im Brustgewebe von einer Fachärztin oder einem Facharzt erkannt und behandelt werden, umso höher ist die Chance auf Heilung. Das Wichtigste in diesem Zusammenhang ist die Vorsorge.
Regelmäßige Selbstuntersuchungen und Kontrollen bei einer Fachärztin oder einem Facharzt können lebensrettend sein. Auch die Teilnahme an Mammographie-Früherkennungsprogrammen ist empfehlenswert. Verdächtige Symptome können zum Beispiel Verhärtungen, Verfärbungen oder Knoten sein.
Egal ob groß oder klein, fest oder weich – der innere Aufbau der Brust ist grundsätzlich immer gleich: Das Brustgewebe enthält Drüsen, die in ein Netz aus Binde- und Fettgewebe eingelagert sind. Weil das Gewebe hormonabhängig ist, kommt es während der fruchtbaren Jahre zu Auf- und Abbauvorgängen während des Zyklus. Häufig zählen gerade diese Veränderungen zu den Ursachen für Brusterkrankungen.
Auch erbliche Vorbelastung, Familienplanung und Lebensstil können einen Anteil daran haben ob eine Frau einmal an Brustkrebs erkranken wird oder nicht.
Unbekannte Ursachen, altbekannte Risiskofaktoren
Die Ursache einer Krebserkrankung bleibt in den meisten Fällen unklar, aber man kennt inzwischen eine Reihe von Faktoren, die einen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko nehmen können.
Rauchen, Alkohol, Stress, Ernährungsgewohnheiten, oder die Einnahme von Hormonen und die Anzahl an Geburten können Risikofaktoren darstellen. Es gilt als wahrscheinlich, dass nicht ein einzelner Faktor für die Entstehung eines bösartigen Tumors verantwortlich ist. Es ist eher anzunehmen, dass die Kombination unterschiedlicher Veränderungen dafür verantwortlich ist.
Daher ist es umso besser, dass du nun eine ganz besondere Art der Vorsorge-Untersuchung vornehmen lassen kannst. Und zwar tasten blinde oder hochgradig sehbehinderte Frauen nach einem standardisierten Verfahren die Brust ab und können auf diese Art Gewebeveränderungen feststellen.
Wir haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt und bei Frau Dr. Marisa Mühlböck, Geschäftsführerin bei discovering hands®, für euch nachgefragt.
Worum handelt es sich beim Projekt discovering hands®?
Das Sozialunternehmen discovering hands® macht eine Behinderung zu einer Begabung und fördert die Gesundheit. Es wurde 2011 vom deutschen Gynäkologen Dr. Frank Hoffmann gegründet. In Abstimmung mit Blindeninstituten und der Ärztekammer Nordrhein entwickelte er eine Methode, mit der blinde und hochgradig sehbehinderte Frauen mit ausgeprägten taktilen Fähigkeiten nach einem standardisierten und evaluierten Prozess Brustabtastungen im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung durchführen. Die Tastuntersuchung durch sehbehinderte Frauen wird mittlerweile in rund 60 Kliniken und Praxen angeboten, 12 Krankenkassen übernehmen die Kosten. In Österreich ist das Berufsbild der Medizinischen Tastuntersucherin (MTU) noch nicht anerkannt. Zur Evaluierung der Wirksamkeit der Methode führt discovering hands® nun mit Genehmigung des Gesundheitsministeriums ein Studienprojekt durch.
Wie unterscheidet sich diese Art der Untersuchung und warum ist sie als Ergänzung sinnvoll?
Die Tastuntersuchung durch die blinden und hochgradig sehbehinderten Frauen zeichnet sich durch ein hohes Maß an Gründlichkeit und persönlicher Zuwendung aus. Im Rahmen einer 30- bis 45-minütigen Untersuchung im Sitzen und Liegen tastet die MTU entlang aufgeklebter patentierter Spezialklebestreifen die Brust der Patientin systematisch mit Druckbewegungen der Finger ab.
Die Orientierungsstreifen bilden dabei ein Koordinatensystem, das den Untersuchungsbefund für andere zu jedem Zeitpunkt exakt nachvollziehbar macht. MTU und Arzt/Ärztin arbeiten dabei im Team: Die abschließende Diagnose stellt der Arzt/die Ärztin, der/die bei einer tastbaren Veränderung des Brustdrüsengewebes eine weitergehende Abklärung einleitet. Zusätzlich wird während der Untersuchung von der MTU in angenehmer Atmosphäre ein Gespräch über Brustgesundheit und allgemeine Präventionsmaßnahmen initiiert.
Viele Frauen können dadurch einen entspannteren Zugang zum Thema finden und den Mut fassen, auch regelmäßig Früherkennungsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen. Auch jüngere Frauen, die noch keinen Zugang zur Bildgebung haben, könnten zukünftig von der discovering hands®-Methode profitieren.
Wer steht in Österreich hinter dem Projekt?
discovering hands® Österreich ist die erste Länderzentrale außerhalb Deutschlands. Die Startfinanzierung für die Gründung in Österreich stellte der Impact Investor Michael Altrichter zur Verfügung. Ihm als Business Angel war es wichtig, auch Projekte zu fördern, bei denen es nicht nur um wirtschaftliche Rendite, sondern auch um soziale und gesellschaftliche Wirkung geht.
Ist die Methode für Frauen in den Wechseljahren geeignet?
Ja. Wenn Sie wegen der Wechseljahre Hormonpräparate mit mehreren Phasen einnehmen, dann ist zu beachten, dass der geeignete Zeitpunkt für die Untersuchung eine Woche nach Beginn einer neuen Monatspackung ist.
Wie werden blinde Frauen ausgebildet?
Die gesamte Ausbildung dauert rund ein Jahr. Alle Unterrichtsmaterialien und Lehrmethoden sind so konzipiert, dass Sie für Personen mit Sehbehinderung geeignet sind. Zuerst absolvieren die Damen eine mindestens 9-monatige theoretische Ausbildung, in deren Rahmen ihnen ausführliches Hintergrundwissen zum Thema Brustgesundheit wie Anatomie, Physiologie oder Pathologie der weiblichen Brust vermittelt wird und sie die Methode erlernen. Nach einer kommissionellen Prüfung folgen dann noch Praktika bei niedergelassenen Ärzten sowie im stationären Bereich.
Wer soll diese Untersuchung in Anspruch nehmen und wie ist sie mit anderen Früherkennungs-Methoden abgestimmt?
Unser Studienleiter, Brustgesundheitsexperte Univ.-Doz. Dr. Michael Medl, empfiehlt Frauen ab 40 die Früherkennungsuntersuchung via Mammographie im Zweijahresrhythmus sowie die gründliche Tastuntersuchung jährlich. Optimal ergänzt werden die bildgebende und die taktile Diagnostik natürlich noch durch die monatliche Selbstuntersuchung. Denn wer sein Brustdrüsengewebe gut kennt, erhöht die Chancen, Auffälligkeiten selbst frühzeitig zu erkennen. Für Frauen unter 40 ist die discovering hands®-Methode insofern ein interessantes Angebot, da ihnen aufgrund der Dichte der Brust und der damit verbundenen höheren Strahlenbelastung von der Mammographie abgeraten wird. Es erfolgt daher auch noch keine Einladung zum Screening.
Ersetzt die Untersuchung die Mammographie?
Nein. Es gibt Krebsvorstufen, wie zum Beispiel Mikrokalk in den Milchgängen, die nicht tastbar sind. Daher ist es sinnvoll, die Bildgebung alle zwei Jahre in Anspruch zu nehmen und durch die gründliche taktile Untersuchung zu ergänzen.
Wie viele Frauen nahmen Discovering Hands schon in Anspruch?
In Deutschland haben sich bis dato rund 40.000 Frauen untersuchen lassen. Dazu kommen einige hundert Frauen, die im Rahmen der laufenden Pilot- und Studienphase in Österreich bereits teilgenommen haben. Das Feedback ist insgesamt sehr positiv. Mehr als neun von zehn Frauen geben an, die Untersuchung wieder in Anspruch nehmen zu wollen.
Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es zur Methode?
Hirnforscher gehen davon aus, dass die sogenannte Plastizität des Denkorgans, also die Anpassungsfähigkeit des Hirns, für die Schärfung der Sinne von Blinden verantwortlich ist. Die Untersuchungen eines internationalen Forscherteams haben gezeigt, dass von Geburt an blinde Menschen die eigentlich für das Sehen zuständigen Hirnareale zum Fühlen und Hören nutzen.
In der Regel verfügen blinde und hochgradig sehbehinderte Personen also über einen hochentwickelten Tastsinn, was sich z.B. in der Fähigkeit Braille-Schrift zu lesen, ausdrückt. Vorstudien in Deutschland haben außerdem gezeigt, dass die geschulten blinden und hochgradig sehbehinderten Frauen bereits sehr kleine Gewebsveränderungen in einer Größe von sechs bis acht Millimetern tasten konnten. In diesem frühen Stadium bestehen wie oben dargestellt noch optimale Heilungschancen. Weitere wissenschaftliche Erkenntnisse soll eine laufende Studie in Österreich liefern.
Wo kann man in Österreich eine solche Untersuchung durchführen lassen?
Derzeit kann man im Rahmen des Brustkrebsfrüherkennungsprogramms bei unseren Studienpartnern in Wien eine solche Tastuntersuchung durchführen lassen. D.h. alle Frauen, die im Begriff sind, sich für die Vorsorge-Mammographie anzumelden, können an der Studie teilnehmen und erhalten die Tastuntersuchung kostenlos. Die detaillierten Infos zu den Studienpartnern und zur Anmeldung gibt es auf unserer Website.
Durch diese Ausbildung können blinde und hochgradig sehbehinderte Frauen ihre Kompetenzen in einem innovativen und besonderen Berufsbild einsetzen. Alle zur Ausbildung zugelassenen Personen verfügen über einen nachgewiesenen, besonders ausgeprägten Tastsinn, den sie zum Vorteil der Patientinnen sinnvoll einsetzen können. So kommt es nicht nur zu mehr Vorsorgesicherheit für uns Frauen, es entwickelt sich ein völlig neuer Arbeitsbereich für Menschen, deren Behinderung sich zu einer Bereicherung wandelt.
Wie auch du an der Studie teilnehmen kannst, erfährst du unter:
www.discovering-hands.at
Informationen zum österreichischen Brustkrebsfrüherkennungs-Programm findest du unter:
www.frueh-erkennen.at
Weitere Experten-Interviews zum Thema Wechseljahre findet ihr hier auf unserem Blog:
- Wenn der Zahn der Zeit am Skelett nagt
- Atme und fühle dich wie neugeboren
- Go slow Achtsamkeitsmeditation
Bildquellen:
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