Bonjour, Wechseljahre!
Share
Die Sängerin Martina Petz kennt die Wechseljahre aus eigener Erfahrung. Sie lässt sich davon aber nicht aus dem Takt bringen, sondern bewahrt sich ihre Leichtigkeit durch ihre große Liebe - das Singen. Es hilft ihr, die vielen Gedanken und Gefühle auszubalancieren. Martinas Ausdruck ist facettenreich, ihre selbst komponierten, deutschsprachigen Songs sind eine Melange aus Chanson, Jazz und Groove.
Martina, was kommt dir als erstes in den Sinn beim Gedanken an Wechsel oder Wechseljahre?
Höre ich nur das Wort Wechsel, denke ich zuallererst an den Übergang Niederösterreich-Steiermark, da bin ich schon öfter durch gefahren.
Höre ich das Wort Wechseljahre, frage ich mich, wo wechselt Frau da eigentlich hin?
Ein Teil von mir denkt: „Oh ja, die Wechseljahre lassen mich gelassener, weiser und noch humorvoller werden. Frau weiß jetzt noch genauer, was sie will und was nicht. Wertigkeiten verschieben sich.“
Der andere Teil :„Oh nein, gehen jetzt vielleicht Kraft und Saft total flöten? Adieu, schöne Haut!“
Adieu, Attraktivität - falls jemals vorhanden gewesen! Adieu, Hormone?!
Wie spürst du den Wechsel?
Laut meiner Gynäkologin stehe ich am Beginn des Wechsels, was ich am unregelmäßigen Zyklus bemerke. Ich bin bereit, er kann kommen, dieser Wechsel! Ehrlich gesagt, keine Regel mehr zu haben, hat was Befreiendes!
Wie gehst du mit wechselhaften Gefühlen oder Stimmungen um?
Das ist mir etwas sehr Vertrautes und ich habe im Laufe meines Lebens gelernt, auf liebevolle Weise damit umzugehen, mal besser, mal schlechter! Das berühmte „Annehmen ohne Bewertung“ – darin besteht wohl die Kunst. Ich übe und übe, und werde wohl mein Leben lang üben. Ganz ruhig Blut!
Wie bist du zum Singen gekommen?
Seit ich denken kann, singe ich. Meine erste „Lied-Erinnerung“ ist aus dem Kindergarten:
„Rot, rot, rot ist meine liebste Farbe“. Waren eine Doris Day oder eine Caterina Valente im TV und haben gesungen, ich habe es geliebt! In meiner gesamten Schulzeit habe ich in Schulchören gesungen, später diverse Gesangsvereine besucht und schließlich die „Wiener Singakademie“, den Chor des Wiener Konzerthauses. Wau, ich war stolz, als ich das Vorsingen dort geschafft habe. Mit der Zeit wurde mir das Chorsingen zu eng und dann mit ca. 30 Jahren, spät aber doch, ging alles Schlag auf Schlag. Der „Entdeckung“ meines Jazzfeelings, anfänglich gefördert durch die unverwechselbare Elly Wright, folgte eine Ausbildung in Jazz- und Populargesang bei Mag. Ines Reiger. Bei ihr habe ich die richtige Technik, Phrasierung und noch Vieles mehr gelernt!
Wie hast du deinen Traum vom „auf der Bühne stehen“ verwirklicht?
Ich bin „einfach“ losmarschiert, gefolgt von Selbstzweifel. Dann wieder weitermarschiert, und genauso ist es heute noch!! Selbstzweifel sind mir sehr vertraut. Ein Wort, das ich mittlerweile ins Herz geschlossen habe, ist trotzdem. Durch meine Ausbildung habe ich einige Musiker kennengelernt und mir so meine Band zusammengestellt. An Auftritte zu kommen war und ist für mich eine „zaache Gschichte“, oft bin ich selber überrascht, dass es mir ohne Management doch ab und an gelingt.
Wie kann Singen zum Wohlbefinden beitragen?
Alleine dadurch, dass man es tut! Aber wie schon in der Frage richtig formuliert, KANN es das, muss es aber nicht. Singen bedeutet für mich Selbstausdruck, und allein dadurch fühle ich mich „ausbalancierter“. Für mich ist Singen ein Ventil. Es ist immer gut, so etwas zu haben. Wegen der „Implosionsgefahr“!
Du komponierst auch Chansons. Wie gehst du dabei vor?
Ganz absichtslos! Das ist das Schöne daran! Manchmal sind die Worte zuerst da, manchmal die Melodie. Das ist wirklich schwer zu beschreiben. Ich schreibe mir oft Gedanken, Ideen oder Erkentnisse in ein Buch, wann immer sie auftauchen. Vielleicht wird bald ein Lied daraus, vielleicht gar nicht, oder in drei Jahren. Meistens habe ich mehrere Lieder in Arbeit und wenn es passt, gehe ich in meine „innere Werkstatt“ und „es“ geschieht. Zack!
Viele Frauen meinen, sie könnten nicht singen. Wie siehst du das?
Ja, das höre ich des öfteren, übrigens auch von Männern. Selten ist es ein Kokettieren, kommt aber auch manchmal vor. Bei dieser Aussage gilt es für mich zu hinterfragen: Was genau meint jemand, wenn er sagt: „Ich kann nicht singen“? Dass ihm das in der Vergangenheit irgendein Musiklehrer attestiert hat? Dass ihm seine eigene Stimme nicht gefällt? Dass er sich mit anderen Stimmen vergleicht und so zu diesem Urteil kommt? Singen kann jeder, wie ist eine andere Frage. Mir ist es ein großes Anliegen, die Menschen zum Singen zu motivieren, weil es einfach Freude macht und so befreiend sein kann. Nach dem Motto: „JUST SING AND DON`T THINK!“
Was lernt man bei dir im Einzel-Gesangsunterricht?
Atem-und Körpertechnik - Singen ist so viel! Körperarbeit, Gehörübungen/Stimmtechniken, oder die „Arbeit“ am Lied. Die Gewichtung ist individuell aber ganz verschieden und von dem Menschen abhängig, dem ich da begegnen darf. Beim Singen geht es um ein sich Öffnen, das setzt Vertrauen voraus und somit spielt die psychische Ebene eine große Rolle. Es ist oft sehr berührend zu sehen und zu hören, wie „eine Stimme aufgeht“ und etwas ins Fließen kommt!
Martinas nächste Auftritte solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen:
Sonntag, 18.2.2018 ab 12:00 Uhr: MARTINA PETZ QUARTETT
Jazz Brunch im Arcotel Wimberger
Neubaugürtel 34-36, 1070 Wien
www.arcotelhotels.com
Freitag, 2.3.2018 um 20:00 Uhr: MARTINA PETZ QUARTETT
Tonkeller im Kunsthaus Horn
Wienerstraße 2, 3580 Horn
www.jazz4horn.at
Samstag, 26.5.2018 um 20:30 Uhr: MARTINA PETZ QUINTETT
Gwölb Korneuburg
Hauptplatz 20, Korneuburg
www.gwoelb.com
Im Juni hast du die Möglichkeit, Martina in einem Workshop persönlich kennen zu lernen und dir Tipps vom Profi zu holen:
Montag, 18.6. 2018: „Vocal Coaching“ im
BG Boerhaavegasse
Boerhaavegasse 15, 1030 Wien
In Planung befindet sich das Projekt „Ton und Therapie“ in Kooperation mit der Psychotherapeutin Ing. Evelyn Doms MSc
Noch mehr Artikel über andere starke Frauen findest du hier.
Bildquellen:
Martina Petz
https://pixabay.com/
https://unsplash.com